Exklusives AHGZ Interview mit Andreas Erben – CEO Aspire Hotel Group

Aspire-Chef Andreas Erben über die Performance des neuesten Hauses seiner Hotelgruppe und darüber, was er vom Hype der Serviced Apartments hält.

Andreas Erben, kürzlich haben Sie das Ramada Encore by Wyndham Munich Messe offiziell eröffnet – nach einem Soft Opening bereits im Herbst 2023. Wie läuft’s?
 

Erben: Wir performen gut und planen mit einer Auslastung von um die 80 Prozent, und das bekommen wir auch hin. Der RevPar liegt bis jetzt bei 65 bis 70 Euro. Ich gehe für das laufende Jahr von rund 10 Mio. Euro Umsatz aus. Damit sind wir ganz zufrieden, wir kriegen das Haus gut gefüllt. Gemeinsam mit Wyndham Hotels & Resorts haben wir ein Qualitätshotel geschaffen, das sich durch den Fokus auf Gästeerlebnis, Innovation und Nachhaltigkeit auszeichnet – die hohe Auslastung in diesem Jahr bestätigt das. Bei Zimmerpreisen von 69 bis 399 Euro, etwa zur Oktoberfest-Zeit. 

Welche Summe haben Sie in das Projekt investiert? 

Wir haben gut 2 Millionen Euro in das Mietobjekt gesteckt, um den Zustand herzustellen, den wir uns gewünscht haben. 

Das Hotel reiht sich ein, in eine Vielzahl von Neueröffnungen von Markenhotels auf dem Münchner Markt. Wie wollen Sie auf Dauer erfolgreich sein? 

Das Hotel befindet sich im Osten Münchens, in der Nähe der Messe und der Riem Arcaden. Also nicht ganz draußen und nicht ganz drin, eine Mischlage. Die Lage ist für den Gast, den wir ansprechen, gut. Wir haben 170 Stellplätze für diejenigen, die mit dem Auto unterwegs sind und das sicher untergebracht wissen wollen. Die Gäste kommen gut in die Innenstadt und fußläufig zur Messe. Eine Besonderheit des Hauses ist – baulich bedingt und kein Teil der Markenidentität von Ramada Encore –, dass es Drei- und Vierbettzimmer gibt. Das ist attraktiv für Familien. Das WC ist in vielen Zimmern vom Bad getrennt. Bei Messen werden diese Mehrbettzimmer stark von ausländischen Unternehmen gebucht. Das ist, insbesondere bei asiatischen Firmen, mittlerweile fast Usus.

Serviced Apartments stehen ja hoch Kurs – Sie setzen auf ein klassisches Hotelprodukt. Warum?

Ich glaube, man muss mal überlegen, was Serviced Apartments eigentlich sind. Kollegen, aus diesem Segment berichten mir, dass sie eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von neun Tagen haben. Das ist für mich kein wirkliches Serviced-Apartment-Geschäft. Wir haben bei den Serviced Apartments, die sich deutschen Markt etabliert haben, eine Mischung aus einem Zimmer und einer Küche. Im echten Hotelbetrieb – ich habe das mal durchkalkuliert, ich komme damit nicht wirklich auf einen grünen Zweig. Weil ich so einfach viel zu viel Flächenbedarf habe, den ich absorbiere.

Die Einheiten sind einfach viel zu groß. Dann kommt hinzu, dass die Küche kaum genutzt wird. Ich muss sie aber einbauen, unterhalten und pflegen. Dass ein Business Traveller, der zwei Monate lang in München an einem Projekt arbeitet, Kollegen in sein Apartment einlädt und dort für vier Personen Spaghetti Bolognese kocht, ist unrealistisch. Macht keiner. Die meisten Küchen, ich habe da mit mehreren Kollegen aus dem Segment gesprochen, sind nie benutzt worden.

„Dass ein Business Traveller Kollegen in sein Apartment einlädt und dort für vier Personen Spaghetti Bolognese kocht, ist unrealistisch. “

Andreas Erben

Aber der Bedarf scheint ja da zu sein. Das Angebot wächst und das Thema ist in aller Munde … 

Ich gehe davon aus, dass diese Segmente Umsätze erzielen. Und dann erstmal – wahrscheinlich sehr häufig – im Minus landen und hoffen, dass sie dann irgendwann mal in den Markt hineinwachsen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Serviced Apartments die Rendite bringen, die ein Hotel bringt. Ich glaube, das ist ein Mischprodukt zwischen einer Wohnimmobilie, wo die Rendite ja sehr gering ist und einem Hotel, wo die Rendite hoch sein kann. Irgendwo dazwischen befinden sich Serviced Apartments. Für mich wäre das zu wenig, um zu investieren.

Ich definiere Serviced Apartments anders. Wir testen das in dem neuen Haus schon seit einiger Zeit und sind damit sehr erfolgreich. Wir haben ungefähr 50 Serviced-Apartment-Gäste bei uns im Haus – bei 366 Zimmern. Die wollen nicht kochen, die möchten einen ganz anderen Hotelbetrieb. Diese Gäste möchten Privacy, mögen es nicht, wenn geklopft wird, wollen keinen Roomservice. Die wollen Zahnbürste, Zahnpasta, Anzüge dort vorfinden, wo sie es hingelegt haben. Wir können damit in einem Hotelflügel das Thema Reinigung zum Beispiel weit nach unten bringen.

Sie sparen Kosten …
Ja, und mit diesem Angebot können wir Serviced Apartments so abbilden, wie der Gast sie haben will. Den Großteil des Hotels betreiben wir normal, sichern uns aber mit unserem Longstay-Modell eine gewisse Grundauslastung. 

ASPIRE – ANZAHL HOTELS UND UMSATZ

2023 = 4 Hotels / 10 Mio. Euro 
2024 = 9 Hotels / 20 Mio. Euro 
2025 = 15 Hotels / 40 Mio. Euro geplant
 

Ihr Unternehmen Aspire Hospitality betreibt derzeit neun Hotels in sieben deutschen Städten, teils unter eigenem Namen, teils unter den Markennamen von Franchisegebern. Wie blicken Sie in die Zukunft? 

Mit dem Bekanntheitsgrad und den Leistungen von starken Franchisegebern wollen wir mit Aspire weiter wachsen. Ich bin überzeugt davon, dass man es ohne einen starken Franchisepartner an der Seite als Einzelkämpfer künftig sehr schwer haben wird. Für uns ist Deutschland weiterhin wichtig, wir schauen in die Schweiz. Österreich eher nicht, vielleicht gehen wir nach England, das sind Dinge, über die wir nachdenken. Ich habe tatsächlich etwas Bedenken, was den Euro angeht.

Inwiefern? 

Ich bin mir nicht so sicher, was da zukünftig passieren wird. Nicht heute, nicht morgen. Aber aus meiner Sicht ist da eine Instabilität. Deswegen wollen wir gern Einnahmen in Schweizer Franken und in anderen Fremdwährungen erzielen, um die Einnahmen in unserer Firma zu diversifizieren. Ob uns das gelingt, wird die Zukunft zeigen. 

 

 

Text: Holger Wink

Link zum Interview:
https://www.ahgz.de/hotellerie/news/aspire-hotels-die-meisten-kuechen-sind-nie-benutzt-worden-313552

Quelle: www.ahgz.de

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